21.07. Kaohsiung

Inzwischen versuchen wir in jeder Stadt Stadtführungen zu machen, in Taiwan gibt es die aber nur an bestimmten Tagen. Also planen wir für heute zwei Touren ein, je zweieinhalb Stunden und das bei gefühlten 40 Grad.

Die historische Tour am morgen erklärt uns die Geschichte Taiwans. Wir sind nur zu dritt und die andere Teilnehmerin ist eine junge Taiwanesin. So driften die Gespräche sehr oft ab zu aktuellen Themen und wir erhalten einen sehr guten Einblick in die taiwanesische Gesellschaft. Wobei man hier einschränken muss: nur in den Teil der Gesellschaft, deren Bildungsgrad solide Englischkenntnisse oder Auslandserfahrung mit sich bringt, was sicher nicht den Durchschnitt der Bevölkerung repräsentiert. Viele Probleme, wie zum Beispiel der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, die steigende Kosten bei Lebensmitteln und fehlende Arbeitskräfte in Krankenhäusern und bei der Altenpflege sind in Taiwan wie in Deutschland sehr ähnlich. Wie in fast jedem anderen Land in dem wir waren, sind wir mal wieder über die Arbeitszeiten und Urlaubsregelungen schockiert und die Einheimischen über unsere Privilegien in Deutschland. 5  Tage Urlaubstage am Stück, das ist in Taiwan schon viel… Andererseits wundern sich die Taiwanesen schon, dass wir ggf. Monate auf einen Arzttermin beim Spezialisten warten. Was für Claudia auch noch interessant war: Schulen werden jährlich bewertet. Hat eine Schule eine gute Bewertung, bekommt sie viel Geld. Hat sie eine schlechte, bekommt sie wenig Geld. Dadurch hat sie kein Geld, um besser zu werden und gerät in einen Teufelskreis, aus dem sie nicht mehr rauskommt. Was auch lustig war: angeblich sind die Taiwanesen knallharte Kapitalisten. Möchte die Regierung sozialer werden, wird protestiert, dass man doch bitteschön keine Steuergelder für “Faule” verschwenden soll. Andererseits beschweren sie sich, dass sie kein gutes Sozialsystem haben im Vergleich zu anderen Ländern:-).

“Fu” ist das Symbol für Glück und findet sich oft in Verzierungen oder Formen wieder. Drachen stehen auch für Fu, sind also sehr positiv besetzt, im Gegensatz zur deutschen Mythologie. Möglicherweise leitet sich der Name des Glücksdrachen Fuchur aus der Unendlichen Geschichte ja auch irgendwie davon ab.

Im Anschluss gibt es ein Eis und einen taiwanesischen Burger, viel Zeit für eine längere Pause bleibt nicht.

Die zweite Stadtführung, diesmal eine religiöse, findet weiter weg statt. Bahn und Metro sind sehr zuverlässig und pünktlich, Mit den Bussen kommen wir nicht gut klar. Manche fahren nur alle paar Stunden, an den Haltestellen steht alles auf chinesisch und wird von Google Translate sehr schlecht übersetzt. Falls alle Stricke reißen nehmen wir einfach einen Uber. Das ist super einfach, weil der Fahrer in der App genau sieht, wo man hin will und die Bezahlung erfolgt in der App, man weiß also schon vorher was es kostet.

Die Türen sind mit Wärtern verziert.

Im taoistischen Himmel ist jeder ein General oder Gelehrter.

In der Hölle wird viel an den Haaren gezogen und man ist nackt.

Im Tempel kann man sich ein kleines Kästchen mit Licht mieten. Da steht dann der Name drauf und man ist seinen Göttern ganz nah.

Bei den Opfergaben geht es oft um Wortspiele. Die obere Chipstüte heißt so ähnlich wie “Sei brav” oder “Funktioniere” und wird daher oft auf elektronische Geräte oder auch ins Klassenzimmer gestellt.

Zwischendurch schüttet es für 45 Minuten

Nach den zwei Touren sind wir platt, gehen noch kurz auf dem Nachtmarkt was Essen und fallen ins Bett.